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In der sich ständig weiterentwickelnden Welt der Audioproduktion sticht in den letzten Jahren ein Trend ganz besonders hervor - immersives 3D Audio und hierbei vor allem der Aufstieg von Dolby Atmos. Da die Nachfrage um diese Technologie weiter wächst, sind wir bei High Tide - Immersive Audio der festen Überzeugung, dass es sich lohnt, ein paar Schritte weiter zu denken, als Dolby Atmos lediglich als ein technisches Format anzusehen.Entscheidend ist es für uns, zwischen “einfachen” Atmos-Mischungen und echten Atmos-Produktionen zu unterscheiden. Wir wollen unsere Gedanken zu diesem Thema erläutern und einen kreativeren Blickpunkt auf das Thema liefern, denn wir glauben, dass es höchste Zeit ist, dass Künstler und Produzenten ihre kreative Kontrolle im Dolby Atmos-Bereich zurückfordern.


Gemeinsame Kreativität

Warum wird Dolby Atmos häufig als Nachgedanken oder als Marketing-Checkliste behandelt? Oft bekommen wir mit, dass Dolby Atmos-Versionen nachträglich noch schnell irgendwie abgeliefert werden müssen, weil es vom Label oder sogar von Vertriebs-Plattformen gefordert wird. Während Künstler und Produzenten viel Zeit, Energie und Herzblut in die Stereo-Versionen stecken und jedes Detail in der Produktion seinen Platz findet, werden für immersive Formate (wenn überhaupt) meist nur ein paar wenige Stems ausgespielt, welche dann von einer dritten Person teils lieblos, teils ohne Verständnis für die Intention und Energie des Songs im Raum platziert werden. Ist es nicht viel sinnvoller, möglichst früh mit in den kreativen Prozess einzusteigen und gemeinsam mit den Künstlern und Produzenten an einer immersiven Vision zu arbeiten? Dolby Atmos bietet eine fantastische künstlerische Chance, Musik neu auszudrücken und erlebbar zu machen, jedoch ist es oftmals ein reines Nebenprodukt, welches halt irgendwie da sein muss, weil es verlangt wird.


Natürlich ist es nicht immer möglich, von Anfang an in den Schaffensprozess des Songs mit einzusteigen, aber selbst wenn der Song für Stereo bereits fertig produziert ist, sollte man sich nicht mit einem einfachen Upmix zufrieden geben und schnell ein paar Stems nach Schema-F an ein paar Stellen im Raum platzieren. Man kann trotzdem mit Künstlern zusammenarbeiten, um herauszufinden, welche Elemente in Dolby Atmos besondere Aufmerksamkeit verdienen. Man kann darüber sprechen, welche Signale hervorstechen sollen, welche Elemente sich voneinander abheben sollten und welche Art von räumlicher Geschichtenerzählung in die Mischung eingewoben werden kann. Auch das Anfordern von zusätzlichen Signalen (z.B. zusätzliche Vocal Dopplungen oder Chorspuren) oder weiteren Mikrofonen sollte kein Hindernis sein auf dem Weg zu einer guten Dolby Atmos-Produktion. Selbst wenn sie nicht in der Stereo Mischung verwendet wurden, können sie in Dolby Atmos bewusst eingesetzt werden, um ein immersives Klangerlebnis zu erzeugen.


Künstlerische Gestaltung über Routine

Der Unterschied zwischen einem Standard-Atmos-(Up)mix und einer vollwertigen Atmos-Produktion liegt in der Verpflichtung, das bestmögliche Ergebnis für die Dramaturgie und Energie eines Songs zu erzielen und nicht stumpf einer Routine zu folgen um in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Songs an das  Dolby Atmos-Fomat anzupassen. Wie bereits gesagt, bei der Erstellung der Stereo Mischung haben Künstler ein Mitspracherecht bei Klang, Drama, räumlicher Verteilung, Frequenzen und Energieverteilung. Dieses Maß an Beteiligung sollte nahtlos in den Dolby Atmos-Bereich übergehen. In der Realität stoßen wir jedoch oft auf Atmos-Mischungen, bei denen Künstler kaum oder gar keinen Einfluss hatten. Diese Mischungen wurden rein aus Pflicht- und Marketinggründen in Auftrag gegeben, oftmals wie in einer Mix-Maschinerie erstellt und haben die Künstler vom Endergebnis entfremdet.


Ein Aufruf zur Veränderung

Es ist entmutigend zu sehen, wie Dolby Atmos in vielen Fällen als reine Verpflichtung betrachtet wird, eine Aufgabe auf der To-Do-Liste. Stattdessen sollte Dolby Atmos eine Leinwand für künstlerischen Ausdruck sein, die Künstlern und Produzenten einen neuen Spielplatz für Kreativität bietet. Stellen Sie sich vor, Künstler schreiben einen Song, beteiligen sich aktiv am Produktionsprozess und gestalten die Dolby Atmos-Mischung nach ihrer Vision. Das ist die Zukunft, die wir uns vorstellen. Denn auch nur so entstehen Ergebnisse, die wirklich ein neues Erlebnis mit sich bringen. Wie sollen Konsumenten und andere Musikschaffende die Schönheit von immersiven Musikproduktionen verstehen, wenn es zu viele dürftige Ergebnisse dort draußen gibt?


Lösungen finden

Was ist also die Lösung? Ermutigen wir gemeinsam Künstler, Produzenten und Entscheidungsträger, die künstlerische Zusammenarbeit in Dolby Atmos-Projekten vermehrt zu priorisieren. Betrachten wir es nicht als bloße Aufgabe, sondern als Plattform für musikalisch-kreative Innovation. So wie sich Musikschaffende sich die richtigen Partner für die Stereo-Umsetzung ihrer Vision suchen, so sollte es auch für den immersiven Bereich gelten. Das funktioniert nur, wenn wir die kreativen Personen auch mit ins Boot holen, ihnen Dolby Atmos näher bringen, sie es wirklich mal erfahren können… Dann fangen die Zahnräder in ihren Köpfen von ganz alleine an zu drehen und es sprudeln Fluten an Ideen aus ihnen heraus. Erst dann können Künstler auch erkennen, wer der richtige Produzent und Engineer für ihr Vorhaben in Dolby Atmos oder einem anderen immersiven Audio-Format ist. Genreübergreifende und pauschale Rahmenverträge stehen einem kreativen Austausch und damit auch dem Trend zu mehr herausragenden immersiven Musikproduktionen im Weg.

Versteht uns nicht falsch, es gibt unzählige hervorragende Atmos-Produktionen. Produktionen wo Musik neu gedacht wurde und man die künstlerische Intention neu erleben kann. Und genau das sind vollwertige Produktionen und künstlerischem Einfluss. Das sollte die Rege sein und nicht die Ausnahme.


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